Spezialisten-Teams vs. cross-funktionale Feature-Teams

von | 30.Jan.2013

Waren Ocean’s Eleven das erste filmische Feature-Team? Sicher nicht, aber ganz bestimmt eins der coolsten!

Wer kennt ihn nicht – den Ganovenfilm über den kongenialen Casino-Coup des Teams um Danny Ocean alias George Clooney. Neben dem amüsanten Plot des Films fiel mir schon immer auf, wie interessant und umfassend dieses Team zusammengestellt wurde. Und erfolgreich im Projektabschluss war diese Truppe obendrein.

Im Gegensatz zu diesem Feature-Team sehe ich in vielen Unternehmen, die sich mit Scrum beschäftigen, nach wie vor Teams, die sich dezidiert um einen Tätigkeitsbereich kümmern: Da gibt es ausgewiesene Testabteilungen, die sämtliche Produkte im Unternehmenskontext testen. Auch gerne in größeren Unternehmen anzutreffen sind Teams von Systemarchitekten, die sich um alle Software-Elemente im Produkt-Portfolio kümmern. Oder Operations-Abteilungen, die die technische Infrastruktur all dieser Produkte installieren und parallel dazu deren Betrieb gewährleisten.

Bereits im klassischen Projektmanagement führt dies zum simultanen Arbeiten in mehreren Projekten mit den klassischen Problemen wie Multitasking, immer wieder auftretende Rüstzeiten beim gedanklichen Wechsel von einem Themenbereich zum Nächsten und letztlich Überforderung der Mitarbeiter.

Spezialisten haben alle den gleichen Zweitnamen: Bottleneck!

Was darüber hinaus auch noch zum Problem führt, ist die Tatsache, dass Mitarbeiter, die sich ausschließlich auf ein Tätigkeitsbereich spezialisiert haben, von sämtlichen Projekten zur Durchführung dieser Arbeiten heran gezogen werden. Das führt in der Regel dazu, dass diese Personen entweder für sich selbst oder der Teamleiter eines solchen Spezialistenteams Aufwände für jedes Projekt abschätzen und für jedes Projekt eine fest definierte Zeitspanne einplanen, in der diese Tätigkeit durchgeführt wird. Verändert sich aus Projektsicht der zeitliche Ablauf, und diese Tätigkeit wird entweder früher oder später benötigt, sind Wartezeiten auf die Durchführung dieses Tasks vorprogrammiert. Da nivelliert sich jeder vorher erarbeitete Projektfortschritt gleich wieder. Auch wachsen die Aufwände für die Planung im Spezialistenteam und im Projekt, da kontinuierlich umfänglich nachjustiert werden muss. Die Folge ist das Aufbauen von unnötigen Puffern, die systemimmanent sind.

Aber wie geht es nun anders? Schauen wir dazu das Team von Danny Ocean genauer an: ein Team völlig unterschiedlicher Charaktere und Fähigkeiten. Jeder für einen speziellen Einsatz eingeplant, der in diesem Projekt – dem Casinoraub – benötigt wird. Die Team-Mitglieder arbeiten nicht an verschiedenen Raubprojekten gleichzeitig, sondern schließen sich gemeinsam ein und planen Ihren Coup zunächst durch und beginnen parallel mit den Vorbereitungen. Wie bei jedem anderen Projekt auch, ändert sich das Vorgehen, der Weg und viele Details parallel zur Durchführung mitunter kolossal. Wir sind also auch hier in einem agilen Umfeld.

Diesem Sachverhalt trägt das Team der ‚Eleven‘ auch Rechnung, indem im Falle eines Ausfalles der nächste das Thema übernehmen kann. Natürlich nicht zu 100 Prozent, aber in gewissem Maße durchaus und das ist in Anbetracht des geringen zeitlichen Spielraums auch kaum anders möglich. Wobei hier auch anzumerken ist, dass es immer wieder Teilbereiche geben wird, für die nur ein Einzelner die Fähigkeiten haben wird. Kaum vorstellbar, das Reuben – ein in die Jahre gekommener gediegener Herr – die Aufgabe des Schlangenmenschen übernehmen könnte und sich in einen Koffer zwängen würde. Dazu wäre er einfach zu schwer und zu ungelenk. Wir sehen also auch, dass dem Interdisziplinären Team Grenzen gesetzt sind.

Cross-funktional und erfolgreich – das Feature-Team

Wenn wir unser agiles Feature-Team anschauen, sehen wir durch dieses Vorgehen aber folgende Vorteile.

  • Schnellere Abstimmung, da alle Beteiligten eng und kontinuierlich miteinander arbeiten
  • Architektur- und Designanpassungen können schnell zum Produktionsverlauf angepasst werden
  • keine unnötigen Puffer oder Leerlaufzeiten, da auf anderweitig ausgelastete Experten-Teams nicht gewartet werden muss
  • geringere Aufwände für Ressourcenplanung von Spezialisten-Teams und deren Einsatz im Projekt
  • schneller Ersatz innerhalb des Teams, da bei einem Ausfall eines Team-Mitglieds das restliche Team die Aufgabe abfedern kann

Deshalb Mut zur Umstrukturierung – mit einem starken, cross-funktionalen Feature-Team knackt man auch den Jackpot!

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Alexander Marquart

Als Coach und Trainer, der seit vielen Jahren Unternehmen begleitet, möchte ich von diesen Erfahrungen hier erzählen, Tipps geben und aus dem Nähkästchen plaudern.

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